Kurz erklärt
MobiQ ist ein Forschungsprojekt zum Thema nachhaltige Mobilität. In diesem Projekt arbeiten die Bürgerinnen und Bürger der Quartiere, gemeinsam und aktiv an Mobilitätslösungen, die ihren individuellen Mobilitätsbedarf decken. MobiQ unterstützt hierbei lediglich in lenkender Funktion, als Ideen- und Impulsgeber. Es sollen vor allem die Gesellschaftsgruppen eingebunden werden, die häufig ungehört und unbeachtet bleiben. Nur so kann Mobilität wirklich nachhaltig gestaltet werden.
Ausgangslage
Mobilität ist die Voraussetzung für das Funktionieren von Wirtschaft und Gesellschaft.
Sie unterliegt heute einem tiefgreifenden Transformationsprozess, der laut Winfried Kretschmann etwa für die Automobilwirtschaft „den tiefsten Umbruch ihrer Geschichte“ bedeutet.
MobiQ nimmt diesen Prozess zum Anlass, sich der Herausforderung zu stellen, dass dauerhafte Nachhaltigkeitseffekte im Verkehr nicht allein technologische und wirtschaftliche Transformationen benötigen; vielmehr sind gleichermaßen soziale Innovationen der zivilgesellschaftlichen Mobilitätskultur notwendig. Das Projekt adressiert die anstehenden sozialen und ökologischen Herausforderungen bei der Nutzung unterschiedlicher Mobilitätsformen und trägt dazu bei, nachhaltige Mobilität für breite Schichten möglich zu machen.
Ziele von MobiQ
Vorgehen:
MobiQ verfolgt einen bürgerschaftlichen und nicht-kommerziellen Ansatz und fokussiert auf die Potenziale nachbarschaftlich getragener, quartiersbezogener Mobilitätskonzepte. Es wird untersucht, wie sich soziale Netzwerke initiieren, entwickeln und fördern lassen und wie zivilgesellschaftliche Akteure in die Genese bedarfsgerechter Mobilitätskonzepte eingebunden werden können. Ergebnisse und Ideen, die im Projekt entstehen, werden breit in der Zivilgesellschaft verankert. Raumspezifische Lösungen, die an die individuellen Rahmenbedingungen und Bedürfnisse unterschiedlicher räumlicher und sozialer Kontexte (z.B. in Bezug auf sozio-ökonomische Kriterien) angepasst sind, werden vor diesem Hintergrund als Erfolgsfaktoren gesehen.
3 Reallabore:
Im Mittelpunkt stehen drei Reallabore: Stuttgart Zuffenhausen-Rot, Geislingen an der Steige und Waldburg. Dort wird erprobt, wie Bewohner:innen mit Methoden des Ko-Design und der Ko-Kreation im Quartier gemeinsam ihre Mobilität organisieren und sich so Zugänge zu gesellschaftlicher Teilhabe erschließen können. Soziale und digitale Nachbarschaftsnetzwerke und neue Mobilitätsangebote unterstützen die Aktivitäten in den Quartieren. Ziel ist es, Mobilität in der Nachbarschaft nachhaltig, effizient und sozial innovativ zu gestalten, ohne damit den Grad der Mobilität und gesellschaftliche Teilhabe zu vermindern.
Die Ausgangslagen und Herausforderungen in den drei Quartieren sind sehr verschieden:
Das Projektteam
Das Team der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) bringt seine Expertise in der sozialwissenschaftlichen Mobilitätsforschung ein. Dadurch wird sichergestellt, dass die zu erarbeitenden Lösungsansätze nicht vorrangig technisch geprägt sind, sondern unmittelbar von den sozialen und kulturellen Bedürfnissen der beteiligten Menschen ausgehen. Das Team rund um den Soziologen Sven Kesselring bringt langjährige internationale Erfahrung in qualitativer und quantitativer Forschung in den Bereichen Mobilität und Nachhaltigkeit ein. Ein grundlegendes Kompendium zur sozialwissenschaftlichen Mobilitätsforschung „Handbook of Research Methods and Applications for Mobilities“ (Büscher et al. 2020) wurde gerade mit veröffentlicht. „Sharing Mobilities“ (Kesselring et al. 2020) bildet einen Forschungsschwerpunkt der Arbeit.
Das Zentrum für Nachhaltige Stadtentwicklung (ZNS) der Hochschule für Technik Stuttgart (HFT) trägt dazu bei, dass in MobiQ auch stadtplanerische und-entwicklungsbezogene Aspekte Berücksichtigung finden. Einen besonderen Fokus legt die HFT auf die Quartiere selbst, die zugleich Lebensraum und Ausgangspunkt der Mobilität darstellen. Dadurch wird abgesichert, dass mit der Entwicklung neuer Mobilitätsformen auch die räumliche Entwicklung der Quartiere und des öffentlichen Raumes angestoßen wird. Stadtplanerin und Architektin Christina Simon-Philipp und ihre Mitarbeiter:innen können auf weitreichende Vorerfahrungen in der praxisnahen und problemorientierten Reallaborforschung zurückblicken, die einen entscheidenden Beitrag zur Sicherstellung einer hohen Methodenqualität leisten.
Mit dem Öko Institut e.V. ist ein Projektpartner, der über langjährige Erfahrung in der Analyse und Bewertung von Veränderungen im Mobilitätsverhalten sowie über technische Entwicklungen im Verkehrssektor aus ökologischen Gesichtspunkten verfügt. Das Hauptaugenmerk des Teams vom Öko Instituts liegt dabei darauf, die stattfindenden Prozesse bei der Entwicklung und Umsetzung nachbarschaftlicher Mobilitätskonzepte zu bewerten und relevante Stärken und Schwächen herauszuarbeiten. Außerdem bringen Peter Kasten und Lukas Minnich spezifische Expertise in der quantitativen und qualitativen Nachhaltigkeits- und Wirkungsbewertung mit. Diese soll in die Mobilitätskonzepte eingebracht werden, die in den Reallaboren nachbarschaftlich umgesetzt werden. Zudem wird das Team des Öko-Instituts Erfahrungen in der Begleitung und Durchführung von Reallaboren im Kontext nachbarschaftlich organisierter Mobilität sowie in der Ableitung zielgerichteter Handlungsempfehlungen an verschiedene Stakeholder-Gruppen einbringen.
Gute Beispiele
Im Bereich der zivilgesellschaftlich orientierten, nachhaltigen Mobilität tut sich etwas. Nicht nur in Deutschland, sondern auch international schließen sich aktive Anwohner*innen, Gewerbetreibende, Eigentümer*innen oder Kunst- und Kulturschaffende zusammen und setzen innovative Ideen um. Manchmal geht es dabei um kurzfristige Aktionen, manchmal um langfristig angelegte Projekte und Strukturen. Diese Ideen bringen neuen Wind in eingefahrene Mobilitätsmuster und bewegen im wahrsten Sinne des Wortes etwas.
Hier stellen wir zur Inspiration einige ausgewählte Projekte vor: