Stellwerk 60,
Köln-Nippes

Durch eine gemeinsame Bewegung über Altersgruppen hinweg war es möglich, in Köln-Nippes ein umfangreiches Sharing-Projekt zu realisieren und im Laufe der Jahre zu etablieren. Von Car- und Bikesharing über den „Kaffee-Kessel“ bis zur Mobilitätsstation, alles Bausteine, die maßgeblich zur Lebensqualität in Köln-Nippes beitragen. Der Erfolg dieses Projektes hält an, die Initiator:innen planen weitere Schritte in Richtung Zukunft.

[…] dass man durch Straßen gehen kann, wo kein Auto steht, also solche erfahrbaren, erfühlbaren Vorteile wollte man gerne als Gegenleistung für den Verzicht aufs Auto haben, so fing das an. Und das hat diese Initiative dann über zehn Jahre verfolgt, bis es dann tatsächlich umgesetzt wurde in der autofreien Siedlung.

Das Projekt

Autofreie Siedlung Stellwerk 60

Zeitraum

Vision 1994, Realisierung 2005 – 2013

Beteiligte

Eine Bürger:inneninitiative aus ca. 100 Kölner:innen (Arbeitskreis Autofreie Siedlung Köln) entwickelte die Idee zur autofreien Siedlung. Die BPD Immobilienentwicklung GmbH fungierte als Bauträgerin. Darüber hinaus waren das Architekturbüro Schneider-Sedlaczek, die GAG Immobilien AG, die Stadt Köln, das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie sowie Naturstrom beteiligt. Eine essenzielle Rolle spielten außerdem der Nachbarschaftsverein Nachbarn60 e.V. und die ehrenamtlichen Arbeitsgruppen Nachbarn60.

Zielgruppe

Bewohner:innen der Siedlung (ca. 1500 Personen) sowie Nutzer:innen aus den angrenzenden Quartieren

Rahmen

Ca. 100 Kölner:innen, die selbst kein Auto besaßen und die Vorteile eines autofreien Lebens genießen wollten, gründeten die Initiative zur autofreien Siedlung. Im Fokus stand dabei eine hohe Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raumes. Daher wurde die Siedlung ursprünglich mit einem Stellplatzschlüssel von 0,0 geplant, obwohl der typische Schlüssel Kölns bei 1,0 lag. Am Ende konnten sich die Stadt und die Initiator:innen auf einen Stellplatzschlüssel von 0,2 einigen. Die Parkplätze wurden in einer Quartiersgarage untergebracht. Während der Bauphase wurde bereits der Grundstein für die Mobilitätsstation gelegt, indem der Bauträger einen Pavillon inkl. Sicherheitsdienst für die Baugeräte auf dem Gelände installierte. Die Initiator:innen integrierten zusätzlich Mobilitätsangebote, die im 24-Stunden-Service ausgegeben wurden und nutzten den Ort für wichtige Versammlungen.

Kontext

  • Erste autofreie Siedlung Kölns im Stadtteil Nippes, mit 83 % Miet- und 17 % Eigentumswohnungen sowie 72 Einfamilienhäusern
  • Im öffentlichen Raum gilt ein striktes Fahr- und Parkverbot für private Kfz (Fußgängerzone)
  • Ein mehrstöckiges Parkhaus am Rande der Siedlung umfasst 80 Stellplätze für die Bewohner:innen, 30 Stellplätze für Besucher:innen und zehn Carsharing-Fahrzeuge
  • Eine Kita und verschiedene Schulen sind im Stadtteil vorhanden
  • Einkaufsmöglichkeiten befinden sich in fußläufiger Entfernung
  • Der Weg zur Innenstadt kann mit dem Fahrrad zurückgelegt werden (Kölner Dom nur 2,5 km entfernt)
  • Stationen des öffentlichen Verkehrs mit guten Verbindungen nach Düsseldorf und Leverkusen befinden sich in unmittelbarer Nähe

Was wurde umgesetzt?

  • Zwei Carsharing-Stationen mit 20 Fahrzeugen in unterschiedlichen Größen befinden sich am Siedlungsrand, zudem praktizieren einige Haushalte privates Carsharing
  • Elektro-Lastenräder stehen zur gemeinschaftlichen Nutzung bereit. In allen Mehrfamilienhäusern sind Fahrradtiefgaragen integriert. Wenn Fahrradstellplätze nicht privat benötigt werden, werden sie mitunter dem Nachbarschaftsverein zur Platzierung von Mobilitätsangeboten zur Verfügung gestellt.
  • In der Mobilitätsstation können vom Gokart und Tandem über Transportmittel, wie z. B. Bollerwagen und Paketkarren, bis hin zu Fahrradzubehör, Rollstuhl und Gehilfen ausgeliehen werden. Außerdem sind dort Sharing-Produkte zu finden, wie z. B. Biertischgarnituren, Pavillons, Geschirr und ein Vertikutierer. Ausleihe und Rückgabe werden durch selbstständige Eintragung in einem Ausleihbuch dokumentiert. Eine Arbeitsgruppe kümmert sich um Pflege und Reparaturen
  • Im „Kaffee-Kessel“, einem Treffpunkt für Bewohner:innen der Siedlung, finden regelmäßig Veranstaltungen statt, wie beispielsweise das Sonntagscafé, Seniorencafé und Flüchtlingscafé
Barbara Hefner

Die Straße als Ort der Begegnung und Kommunikation!

Ehrenamtliche Arbeitsgruppen, ein Nachbarschaftsverein und Crowdfunding ermöglichten ein Projekt, das die Straße nicht als Fahrbahn und Parkplatzfläche für Autos nutzt, sondern als sicheren und qualitativ hochwertigen Aufenthaltsort.